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WEBLOG von KLAUSENS
Von Gudrun von Schoenebeck
Rolandseck. Es ist wieder einmal soweit. In die Beletage des Arp Museums ist jemand eingezogen, der die Größe des Raumes mühelos ausfüllt und die Atmosphäre zum Schwingen bringt. Ein Künstler, der dem Besucher Türen öffnet und Einblicke gibt in eine überraschende und magische Welt. Daniel Spoerri, vielseitiger Schweizer Künstler, Initiator der Eat-Art, faszinierender Geschichtenerzähler und neugieriger Sammler, bringt dieses Kunststück fertig.
Anlass für die Überblicksschau, für die Kuratorin Jutta Mattern 130 Werke aus dem riesigen Oeuvre ausgewählt und umsichtig platziert hat, war der 80. Geburtstag des Meisters im März dieses Jahres. Dass der Ausstellungsort richtig gewählt ist, belegen verstreute Referenzen an Hans Arp, darunter das dreiteilige "Variierbare Bild", das Arp 1964 für Spoerris Edition MAT beisteuerte.
Der Ausstellungstitel "Weißt Du, schwarzt Du?" bezieht sich auf einen Gedichtzyklus von Arp und weist damit nicht zuletzt auf eine geistige Verwandtschaft hin. Wie Arp arbeitet Spoerri assoziativ, rätselhaft und spielerisch. Humor, tiefer Ernst, Leben und Tod liegen dicht beieinander.
Die Auseinandersetzung mit dem Original, seinen Varianten und die Mitwirkung des Zufalls in der Kunst beschäftigen beide und ziehen sich nun als roter Faden durch die Ausstellung. Als bekannteste Beispiele gelten in diesem Zusammenhang die "Fallenbilder", mit denen Spoerri in den sechziger Jahren begann.
Zufällig vorgefundene Gegenstände werden auf ihrer Unterlage fixiert, das Resultat wird zum Bild erklärt. Eindrucksvoll manifestiert sich dieses Prinzip bei der Eat-Art, für die Spoerri Bankette ausrichtete und anschließend die Reste der Mahlzeiten samt schmutzigem Geschirr und vollen Aschenbechern in eine neue, vertikale Perspektive brachte. 20 Tische aus dem "Restaurant Spoerri" in Düsseldorf legen beredtes Zeugnis vom kulinarischen Treiben ab und verführen zu immer neuen Assoziationen.
Spoerris Interesse an "Leben, Tod und Essen" hat bis heute nicht nachgelassen. Erst im letzten Jahr eröffnete er ein "Esslokal" im österreichischen Krems. Der Genussmensch Spoerri lässt sich auch hinter seinen Skulpturen und Assemblagen vermuten. Mit unverhohlener sinnlicher Freude kombiniert er Fundstücke und Kuriositäten mit eigenen Bronzeplastiken.
Der "Marstaucher", der "Trommler mit Schreibmaschinenhut" aus der Serie der "Prillwitzer Idole" oder "Hans Wurst" und die "Demokratische Säule" erzählen jedem Betrachter einen eigenen Mythos, der nur für ihn bestimmt ist. Wie sehr sich Spoerri von der Lust am magischen Gegenstand und seiner Vorliebe für Flohmärkte leiten lässt, belegen die Objekte aus seiner privaten Sammlung, die zum ersten Mal museal aufbereitet wurden. Fetischhüte aus Kamerun, Thora-Zeigestöcke oder Gehstöcke fügen sich nahtlos in Spoerris künstlerische Welt ein.
Manchmal gibt er den gesammelten Dingen eine neue Ordnung und macht damit Verborgenes sichtbar. So wie bei der Sammlung von Kartoffelschälmessern ("Herdöpfelschälerli"), den Kinderstühlen, auf denen kleine Schädel liegen, oder den hölzernen Hutmodellen, die von großen Sicheln gespalten werden. Dann sieht man einen Künstler, der die Magie von Leben und Sterben mit größter Selbstverständlichkeit wirklich werden lässt.
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